Im Interview: Kai Götze, Stadtwehrleiter der Feuerwehr Meerane

Seit 1. Januar 2003 ist Kai Götze Stadtwehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Meerane. Wir sprachen mit ihm über das Einsatzgeschehen im vergangenen Jahr, die personelle und technische Situation der Meeraner Feuerwehr und die Herausforderungen der Corona-Pandemie für die Einsatzkräfte.


Herr Götze, aus Sicht des Stadtwehrleiters, wie war das Jahr 2020 im Hinblick auf das Einsatzgeschehen?

Kai Götze: Wir hatten im vergangenen Jahr 15 Brandeinsätze, zum Glück aber nur einen Großbrand und einen Mittelbrand, außerdem 69 Technische Hilfeleistungen, 18 überörtliche Einsätze in den Landkreisen Zwickau und Altenburger Land und 22 Fehleinsätze, davon 18 durch Brandmeldeanlagen. Bei den Einsätzen wurden 13 Personen gerettet, vier Personen wurden leider nur noch tot aufgefunden.
Von der Anzahl der Einsätze – wir wurden insgesamt 124 Mal alarmiert – ein fast durchschnittliches Jahr. Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gab es weniger Einsätze, das hat sich aber schnell normalisiert.


Gab es ungewöhnliche oder besondere Einsätze?

Götze: Tiere in Notlagen sind häufig ungewöhnliche Einsätze, diese „tierischen Geschichten“ gibt es jedes Jahr. 2020 war das unter anderem ein Wildschwein in einem Gartenteich. Wir wurden zur Rettung gerufen, aber beim Anblick der Feuerwehr flüchtete der Schwarzkittel dann schließlich von selbst aus dem Teich. Auch zwei „Schlangen-Einsätze“ gab es. Doch diesmal waren es keine exotischen Arten wie im Jahr zuvor, sondern heimische. Aber Menschen geraten eben in Panik, wenn Schlangen in Wohnhäusern auftauchen.
Der größte Einsatz war im November 2020 ein Wohnhausbrand am Remser Weg.


Im April 2021 wurde die FF Meerane über die Leitstelle alarmiert, weil im Stadtgebiet eine stark alkoholisierte Person aufgefunden wurde. Sind solche Einsätze ein Thema  für die Feuerwehr?

Götze: Wenn der Rettungsdienst personelle oder technische Unterstützung benötigt, wird die Feuerwehr gerufen. Das geht bei Türnotöffnungen los, über Spezialausrüstung zum Transport von Personen und den Transport selbst, zum Beispiel in engen Treppenhäusern, wenn Patienten sehr schwer sind oder der Notarzt einen waagerechten Transport eines Patienten fordert. Für eine schonende Rettung muss auch manchmal die Drehleiter eingesetzt werden.
Im angesprochenen Fall wurde die Feuerwehr Meerane zur Tragehilfe durch den Rettungsdienst angefordert, da die Person über einen längeren Weg bis zum Rettungswagen transportiert werden musste.


Wie sieht die Personalsituation derzeit aus, auch im Hinblick auf den FF-Nachwuchs?

Götze: Zum Stand 1. Mai 2021 haben wir 66 aktive Einsatzkräfte und 33 Mitglieder in der Alters- und Ehrenabteilung.
Der Jugendfeuerwehr gehörten zum Jahresende 2020 30 Mädchen und Jungen an. Die Situation ist gut, aber die Jugendfeuerwehr konnte bis auf wenige Dienste im Sommer 2020 nicht zusammenkommen. Wie viele Mitglieder durch die pandemiebedingten Einschränkungen verloren gehen könnten, ist derzeit nicht absehbar.


Die Corona-Pandemie beeinflusst seit über einem Jahr alle Lebensbereiche. Welche Herausforderungen gab und gibt es für die FF Meerane bei Ausbildung und Einsätzen?

Götze: Die größten Einschränkungen gibt es bei der Ausbildung. Von März bis Mai 2020 und nun wieder seit November waren keine Dienste möglich, dazwischen nur eingeschränkt.
Im Einsatz selbst sind zahlreiche Hygienevorschriften zu beachten, die Besatzungsstärke auf den Fahrzeugen ist reduziert.
Wir bereiten derzeit die Wiederaufnahme der Ausbildung vor, das ist dringend nötig, denn der Umgang mit der Technik und alle Handgriffe müssen bei den Einsatzkräften sitzen, auch nachts halb drei. Im Prinzip kann man es mit einem Fußballteam vergleichen, das nicht trainieren darf, aber jedes Punktspiel bestmöglich aus dem Stand meistern muss. Bei uns geht es aber um Gefahrenabwehr und die Rettung von Personen!


Nach der Übergabe des neuen TLF: Sind inzwischen alle Einsatzkräfte auf dem Fahrzeug ausgebildet?

Götze: Das neue Tanklöschfahrzeug, das am 5. März 2021 übergeben wurde, konnten wir am 24. April 2021 in Dienst stellen. Wir haben die Ausbildung der Einsatzkräfte coronaschutzkonform in kleinen Gruppen mit Testangebot absolviert. Das neue TLF führt neben Wasser und Schaummittel auch Sonderlöschmittel wie ABC-Löschpulver, Kohlendioxid-Löschgas und Metallbrandpulver sowie zahlreiche technische Ausrüstung mit. Alle Einsatzkräfte müssen mit dem neuen Fahrzeug vertraut sein, denn im Ernstfall zählt jede Sekunde.


Wie schätzen Sie die derzeitige Ausrüstung und Technik ein?

Götze: Unser Ausrüstungstand ist gut. In den letzten fünf Jahren konnten die Drehleiter und das Tanklöschfahrzeug sowie zwei kleinere Fahrzeuge erneuert werden. Die nächsten Schwerpunkte sind die persönliche Schutzausrüstung und die Ersatzbeschaffung des ältesten Löschfahrzeuges, Baujahr 1994. Diese Ersatzbeschaffung ist zwingend notwendig, weil es bei jeden Einsatz benötigt wird, und die technische Entwicklung schreitet bei den Fahrzeugen schnell voran.


Auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen und Zusammenkünfte ausfallen, wie schätzen Sie das Miteinander der Kameradinnen und Kameraden ein?

Götze: Das ist nach wie vor gut, aber es leiden alle unter den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten, insbesondere auch die Alters- und Ehrenabteilung und unsere Jugendfeuerwehr, für die Treffen derzeit überhaupt nicht möglich sind. Ausfallen musste auch die Jahreshauptversammlung und damit die Würdigung der Jubilare. Hier müssen wir überlegen, wann wir dies nachholen können.


Bei der letzten Frage sind wir etwas neugierig: Wie sind Sie selbst ursprünglich zur Feuerwehr gekommen?

Götze: Bei einem Einsatz zur Absicherung eines Feuerwerkes auf dem Schützenplatz saß ich als kleiner Junge zum ersten Mal in einem Fahrzeug der Meeraner Feuerwehr. Da war mein Interesse geweckt. Im Juni 1979, mit acht Jahren, habe ich dann bei den damaligen „Jungen Brandschutzhelfern“ angefangen und bin im Januar 1987 in die Feuerwehr eingetreten. Hier war ich zuletzt Zugführer des 3. Löschzuges, bevor ich 2003 die Verantwortung als Stadtwehrleiter übernahm.

Herr Götze, ganz herzlichen Dank für das Interview. Wir schließen uns dem Wunsch an, dass Sie und alle Kameradinnen und Kameraden stets gesund vom Einsatz zurückkommen!